Kirche von 1967

Im Innern von Sankt Matthäus

 “Hier an diesem Ort der Stille kann jeder so sein, wie er ist.”
(Pfarrer Jos Houben 2007 in einer Totenmesse)

Konzeption, Altar und Orgel

Der Kirchenkörper besteht aus einem hohen und breiten Mittelschiff mit zwei niedrigen, kaum auffallenden Seitenschiffen. Zwölf schlanke Betonstützen tragen die gefaltete Decke aus sich verstrebenden Betonelementen. Unterhalb des Dachansatzes verläuft ein breites, ornamental verglastes Fensterband. An das östliche Seitenschiff wurde die Sakristei, aufgeteilt für Priester und Messdiener, angeschlossen. Der Sakristeitrakt ist unterkellert, dort ist außer einem Lagerraum auch die ölbefeuerte Warmluftheizung untergebracht. Im Turm befindet sich eine kleine Kapelle als Raum zur persönlichen Andacht.

Die oben umlaufenden Obergadenfenster bestanden seit dem Neubau 1967 nur aus Einfachglas. Bereits seit 1993 setzte sich der in Langenfeld wohnende gebürtige Allrather Josef Krawinkel dafür ein, diese durch eine künstlerische Verglasung zu ersetzen. Die erst Themen-Entwürfe der bekannten Glasmalerin Marianne Hilgers, Mönchengladbach wie „Der Weg durch das Kirchenjahr“ oder „Die Gleichnisse des Evangelisten Matthäus“ fanden beim Erzbischöflichen Generalvikariat Köln keine Zustimmung. So einigte man sich schließlich auf einen weiteren Entwurf von Frau Hilgers gemäß folgendem Auszug aus der Beschreibung:

„Unter Berücksichtigung des Kirchenraumes, seiner Linien und Strukturen entstand ein Ornament, das die Wesenszüge der Architektur aufnimmt. Durch Drehung und die symetrische Zuordnung einzelner geometrischer Gestaltungselemente entstehen neue Formen, die ineinander greifen. Um einer Eintönigkeit vorzubeugen wird die Farbgestaltung durch eine Hell-Dunkel-Tönung der Gläser bewirkt. Die damit gewonnene Lichtwirkung gestaltet den Raum in einen Ort des Gebetes und der Meditation“

Die Genehmigung des Generalvikariats enthielt die Auflage, die Finanzierung allein durch Eigeninitiative zu gewährleisten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf DM 121.535,00, von denen Josef Krawinkel den Großteil von DM 81,535,00 übernahm. Der Restbetrag von DM 40.000,00 wurde dementsprechend von der Kath. Kirchengemeinde durch Spenden und Sammlungen zusammengebracht.

Der Fenstereinbau incl. Bleiverglasung wurde von der Glasgestaltung Wilhelm Derix, Taunusstein, vorgenommen. Zu Weihnachten 1995 konnten die fertigen Fenster, die den Stil der modernen Kirchenanlage abrunden und vervollständigen, der Gemeinde vorgestellt werden.

Ein Rundblick

Im westlichen Nebenschiff sind zwei Beichtstühle und ein Taufstein angeordnet. Die schlitzartigen Fenster in den Seitenschiffen stellen, beginnend an der Sakristei, die Ereignisse der Schöpfung dar. Sie wurden entworfen von Glasmaler Paul Weigmann, Opladen, und angefertigt von der Glasmalerei Franz Melchior, Köln. Die Kupferarbeiten an den Türen und Beichtstühlen sowie die Türgriffbänder sind Arbeiten von Bildhauer Walter Prinz, Köln-Brück. Die Bänke und die Einrichtung der Sakristei wurden nach Entwürfen des Architekten von der Schreinerei Johann Brand, Allrath, angefertigt.

Der Altar ist nach Norden hin gerichtet und steht auf einem vierstufigen Podest innerhalb des großzügig geplanten Chorraums, ganz bestehend aus griechischem Marmor Christallina. Er wird von einer vollkommen geschlossenen und ungegliederten Backsteinwand hinterfangen, die mittig im stumpfen Winkel geknickt ist. Nach den Bestimmungen des Konzils von 1962 soll der Priester nicht mehr abgesondert vom Volk sein, sondern mit diesem eine Einheit bei der Feier der heiligen Messe bilden. Die Entwürfe und Arbeiten wurden von Bildhauer Sepp Hürten, Hochkirchen bei Köln, sowie Steinmetzmeister Erich Killing, Anröchte/Westfalen, ausgeführt. Im Altar ruhen wie auch schon in der alten Kirche Reliquien der Märtyrergefährten des heiligen Gereon, der heiligen Ursula sowie des heiligen Bischofs und Märtyrers Paulus. Über dem Altar schwebt – von der Decke an zwei kettenähnlichen Metallstangen herabhängend – der Christuskorpus jenes Missionskreuzes von 1869, welches an der dem Marktplatz zugewandten rückwärtigen Seite der alten Kirche angebracht war. Der Tabernakel als Aufbewahrungsort der heiligen Eucharistie steht nicht mehr auf dem Altar, sondern in einem Sakramentshaus auf einem separaten bevorzugten Platz.

Die Orgel wurde von Firma Josef Weimbs, Hellenthal, vor Abbruch der alten Kirche ausgebaut, unter Mitwirkung von Domorganist Prof. Josef Zimmermann, Köln, renoviert, teilweise umgebaut und in der neuen Kirche wieder aufgebaut. Sie enthält 16 Register auf 2 Manualen und Pedal. Das meiste Inventar aus der alten Kirche, das außer Kanzel und einer alten Pietà aus dem 15. Jahrhundert nichts Kunst- und Wertvolles enthielt, konnte für die neue Kirche nicht mehr verwandt werden.  

 Das wertvollste Stück in der Kirche ist die rechts vor dem Eingang zur Sakristei hinter Glas geschützte Pietà vom Ende des 15. Jahrhunderts. Sie ist eine qualitätvolle Arbeit aus Holz ohne Farbfassung und künstlerisch besonders hervorzuheben, ein wahres Kleinod der spätgotischen Schnitzkunst im Rheinland. Maria hält ihren vom Leiden gezeichneten Sohn auf den Knien und bietet ihn dem Betrachter gleichsam zur Verehrung an. Anfang 2003 wurde sie in Köln restauriert.  

Das älteste und wichtigste Zeugnis hat einen Platz direkt am Haupteingang an der rechten Wand gefunden: der Gründungsweihestein der ersten Kirche von 1117. Eine Schrifttafel informiert über die Herkunft des Steins und den Text der eingemeißelten lateinischen Schrift sowie der deutschen Übersetzung.

Unter der Orgelbühne wurden 14 Reliefs aus Sandstein mit den Kreuzwegstationen befestigt.

Außerdem befinden sich dort ein Marienbild mit einem Ständer für Opferkerzen sowie eine Statue des heiligen Stephanus. Eine weitere Holzstatue im Seitenschiff aus dem 18. Jh. stellt den heiligen Jakobus den Jüngeren mit Keule dar.

An der linken Seitenwand ist eine Darstellung mit dem Motiv von „Jesus als guter Hirte“ angebracht, die von der Kath. Frauengemeinschaft Allrath gestiftet und im Jahr 1988 von einigen Frauen selbst auf Stoff gestickt wurde.

Im alten Turm

Das im Turm von 1792 hängende Geläut besteht aus vier Glocken, die in einem separaten Kapitel näher beschrieben werden. Eine enge hölzerne Treppe führt hinauf zu den Glocken und der in den 1930er-Jahren eingebauten Turmuhr. Unten im Turm wurde zur stillen Andacht ein Gebetsraum mit einem kleinen Altar eingerichtet, auf dem ein Holzkreuz mit Christuskörper steht. In einer durch ein Gitter gesicherten Nische lädt eine im Auftrag der Frauengemeinschaft Allrath renovierte Marienstatue zum Gebet ein. Mit dem Erhalt des Turms ist ein gewollter Kontrast zum neu konzipierten Kirchenschiff hergestellt worden, der Hauch früherer Zeiten noch zu spüren.

In der Sakristei

In der Sakristei sind die alten Fahnen der St. Sebastianus-Bruderschaft von 1880 und 1892 sowie die der Kath. Frauengemeinschaft von 1925 untergebracht. Außerdem werden dort verschiedene alte und wertvolle Gegenstände aufbewahrt wie

► zwei plastische Kreuzwegdarstellung, Rheinland um 1900, Holz, farbig gefasst, neugotisch, darstellend die Dornenkrönung Jesu und Jesu fällt unter dem Kreuz

► eine Monstranz aus Silber, teilweise vergoldet, Köln? um 1790

► eine Monstranz aus Silber, vergoldet mit Glas, von Franz Xaver Hellner, Kempen 1881

► ein Ziborium aus Silber, Kupfer, vergoldet, Glas, Rheinland 1685

► ein Versehziborium, Silber, teils vergoldet, Rheinland um 1872

► ein Weihrauchfass mit Schiffchen und Löffel, Silber, Köln um 1860

► ein Reliquiar, Messing, Glas, Köln um 1900, Firma Bündgen?

► zwei Messgewänder (Kaseln), Krefeld um 1900.

 

Änderung: Januar 2010_RE