Das ‚Schinkenessen‘ ist eine uralte Tradition der Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath und war ein Bestandteil der Veranstaltungen zum Königschießen. Dieses ‚Schinkenessen‘ wurde bereits in der Satzung von 1630 verankert, und die Regularien sind bis heute nahezu unverändert beibehalten worden. Auch in der aktuellen Satzung ist das ‚Schinkenessen‘ verankert.

Das ‚Schinkenessen‘ wurde seit der Gründung unserer Bruderschaft am Tage des Königschießens durchgeführt und bildete den gemeinschaftlichen Höhepunkt des Tages zum Vogelschuss. Das Königschießen wurde von den Gründungsjahren an bis weit in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts jeweils auf Pfingsten durchgeführt. Zum ‚Schinkenessen‘ traf man sich nach Abschluss des Königschießens und einem Umzug durch den Ort mit dem neuen König zu Ehren in einer örtlichen Gaststube. Hier wurde dann der, seitens des scheidenden Königs gestifteten Schinken (Zitat: 2 gute Schinken ungfehr von 20 Pfund auch 2 gute Kalbsbraten von 234 Pfund und für 24 Albus weißbrod) mit dem durch die Bruderschaft gestellten Bier verzehrt. 

Der Schinken wurde in die Runde gegeben. Beginnen musste der Präses, der hierzu auch ein entsprechendes Tischgebet sprach, dann kam der ‚alte‘ König, dann der Brudermeister, dann der ‚neue‘ König, dann der Hauptmann der Bruderschaft und dann die einzelnen (männlichen) Mitglieder der Bruderschaft. Zum Schluss kamen auch die Frauen an die Reihe, die laut Satzung in einem separaten Bereich des Raumes (oder einem separaten Raum) zu sitzen hatten, und dann den Schinken vom Knochen auch restlos ‚runter schneiden‘ konnten. 

Sollte, nachdem alle gesättigt waren, trotzdem vom Schinken oder Brot etwas übrig bleiben, so wurden diese Reste an die Armen im Ort verteilt. Ebenso geschah dies mit dem überschüssigen Bier. Auch heute noch wird das ‚Schinkenessen‘ beibehalten bzw. praktiziert und ist ein fester Bestandteil unseres jährlichen Patronatsfestes, das wir jeweils am Sebastianustag (20. Januar) oder am Wochenende danach feiern. Die Loslösung bzw. Trennung des ‚Schinkenessens‘ vom Königschießen fand in den bereits oben genannten 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts statt. Eine Begründung hierfür ist nicht protokolliert, ändert aber nichts an der Tatsache, dass dieses Gebot für die heutige Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath weiter seine Gültigkeit hat und fortgeführt wird.  

Das Königschießen wird an einem separaten Tag durchgeführt. Jeder Teilnehmer am Patronatsfest bekommt seine eigene Schinkenportion mit Brot und Butter, die so reichlich bemessen ist, dass niemand hungrig nach Hause gehen muss. Dieses Gebot aus der Uralt-Satzung hat sich über die vielen Jahrhunderte des Bestehens der Bruderschaft gehalten und ist bei den Mitglieder so beliebt, dass an eine Abschaffung oder Änderung dieses Gebotes nicht zu denken ist.