Wegekreuze

Historisches zum Wegekreuz ‚Vollrather Höhe‘

Das hier beschriebene Wegekreuz, welches seit vielen Jahren nun am Aufgang der Allrather Seite zur Vollrarther Höhe steht, stand ursprünglich am Flothgraben zwischen Allrath und Barrenstein (siehe Bild 1) in unmittelbarer Nähe zum Bahndamm der Eisenbahnverbindung Mönchengladbach – Grevenbroich – Köln. Diese Bahnverbindung wurde auf Vorschlag des preußische Handelsministers Graf Heinrich Friedrich August von Itzenplitz, der Vermittlung des Oberhofmeisters von Kaiserin Augusta, Maximilian Bertram Graf von Nesselrode – Ehreshoven, 1869 erstmals geplant und durch den Eisenbahnminister Albert von Maybach schließlich genehmigt und 1899 in Betrieb genommen. Durch diese Eisenbahnverbindung sollte die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region von der deutsch/holländischen Grenze bis nach Köln zur vorangetrieben werden.
Entlang des Fothgrabens verlief zwischen den Orten Barrenstein und Allrath parallelauch der ‚Barrensteiner Kirchpfad‘ den die Bewohner von Barrenstein auf dem Wege zur Allrather Kirche im Allgemeinen benutzten. Nach dem Bau der Eisenbahntrasse wurde der über die offenen Gleise führende Kirchpfad offiziell gesperrt. Der kürzeren Entfernung wegen, benutzten trotzdem viele Barrensteiner Bürger diesen Pfad weiter.

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Standorte des Wegekreuzes

Wie so oft in der Geschichte nachgewiesen, zieht jede positive Entwicklung auch ihr tragischen Ereignisse nach sich, so wie auch dieses Wegekreuz in trauriger Wahrheit belegt. Das Kreuz, ursprünglich ein Holzkreuz, wurde bereits um das Jahr 1904 / 1905 (genauer Zeitpunkt der Errichtung ist nicht mehr zu ermitteln), also in der prognostizierten, wirtschaftlichen Aufblühphase der Region, von einer Barrensteiner Familie dort zur Erinnerung an einen Mitbürger errichtet, der auf der Gleisstrecke beim Queren der Strecke durch ein tragisches Zugunglück zu Tode kam. Viele Geschichten ranken sich um dieses Kreuz, die heute weder widerlegt, noch bestätigt werden können. Im Jahre 1950 wurde das zwischenzeitlich doch stark beschädigte Holzkreuz durch ein schmiedeeisernes, ehemaliges Friedhofskreuz ersetzt. Dieses schmiedeeiserne Kreuz wurde durch die Allrather Schmiedemeister und Mitglieder der Sankt Sebastianus Bruderschaft, Johann () und Willi Schwieren () (Vater und Sohn) angefertigt und stand.
Das fast in Vergessenheit geratene Kreuz, das bis zum Jahr 2000 auf der Allrather Seite des Flothgrabens (siehe Bild 1) stand, wurde auf Hinweise des Ehrenbrudermeisters Peter Brosch () hin Ende der 1980er-Jahre von der Sankt Sebastianus Bruderschaft wieder „entdeckt“ und später auch in die Obhut der Sankt Sebastianus Bruderschaft gegeben. Da die Stadt Grevenbroich eigentlich Eigentümer des Kreuzes war, sollte diese auch, nach Vorstellung des damaligen Brudermeisters, eine dringend anstehende Restaurierung des Kreuzes übernehmen, was sie allerdings aus finanziellen Gründen und zur Vermeidung eines Präzedensfalles nicht wollte. Da das Wegekreuz eigentlich zu schade war, es der Verwitterung preiszugeben, bat Ulrich Hassels die Stadtverwaltung zu prüfen, ob eine Übertragung auf die Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath 1533 e.V. möglich wäre, damit diese sich dann um das Kreuz kümmern könne. In vielen Gesprächen und Verhandlungen mit der Verwaltung der Stadt Grevenbroich konnte der damalige Brudermeister Ulrich Hassels schließlich erreichen, dass das Wegekreuz ab dem 31.07.1992 offiziell der Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath 1533 e.V. mit entsprechenden Auflagen übertragen wurde. Nun endlich konnte die Bruderschaft sich auch offiziell um dieses Wegekreuz kümmern und es vor dem Verfall retten. Jedoch sollten trotzdem noch einige Jahre vergehen, bis endlich die Restaurierung des Kreuzes in Angriff genommen werden konnte.
Die starken Beschädigungen bzw. Verwitterung des Kreuzes (siehe Bild 2) machten eine aufwändige Restaurierung zwingend notwendig, die durch Mitglieder der Sankt Sebastianus Bruderschaft in sehr zeitintensiver Eigenleistung erbracht werden sollte. Diese sehr zeitaufwändigen Leistungen dauerten nahezu 4 Jahre bis endlich das Wegekreuz wieder vorzeigbar war. Die hauptsächliche Arbeit wurde durch Bruderschaftsmitglied Herbert Peiffer () erbracht, der für seine außergewöhnliche Arbeit eine
besondere Ehrung seitens der Bruderschaft erhalten hat. Die fachliche Beratung und praktische Unterstützung für die Restaurierungsarbeiten wurde durch Schmiedemeister und Mitglied der Bruderschaft Willi Schwieren () geleistet.
Viele, zum Teil sehr unterschiedliche Farbschichten galt es zu entfernen, um das freigelegte Eisen des Kreuzes reinigen und witterungsfest machen zu können. Auch der Korpus musste von einigen, unterschiedlichen Farbbelägen gereinigt werden, bis schließlich der Originalkorpus zum Vorschein kam. Wer die Farbanstriche in den vielen Jahren vorgenommen hat, ist nicht mehr zu klären. Da das Material, sowohl des Kreuzes, als auch des Korpus bereits stark angegriffen war, musste vorsichtig und meist nur von Hand möglich gearbeitet werden. Als schließlich alle Farbschichten entfernt waren, konnte
Schmiedemeister Willi Schwieren () Richtarbeiten vornehmen und entsprechende Verstärkungsteile anschweißen und so dem Kreuz wieder einen festen Stand verleihen. Da alle Metallteile bereits stark angegriffen waren, musste sehr vorsichtig gearbeitet werden, um weitere Beschädigungen zu vermeiden und auch um das Aussehen und den Charakter des Kreuzes nicht zu verändern. Dies war schließlich auch eine wesentliche Auflage seitens der Verwaltung der Stadt Grevenbroich, denn schließlich stand und steht bis heute das Kreuz unter Denkmalschutz und ist in der Denkmalliste der Stadt eingetragen. Als diese Arbeiten nach vielen Monaten fertiggestellt waren, galt es nun einen mehrfachen Schutzanstrich und schließlich auch eine Endlackierung durch Herbert Peiffer () aufzubringen, um dem Kreuz wieder ein adrettes Aussehen zu geben.

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Wegekreuz am alten Standort ‚Flothgraben‘

Nach Rücksprache mit der Stadt Grevenbroich sollte das Wegekreuz nicht wieder an seinen ursprünglichen Ort am Flothgraben aufgestellt werden, da auf Grund der Planungsverfahren an dieser Stelle die neue –bis heute nicht gebaute- Bundesstraße 59 (B 59n) geführt werden sollte, bzw. die damalige Fa. RHEBAG –heute HYDRO- eine Erweiterung des Firmengeländes plante, die auch seit Jahren immer wieder fortgesetzt wird. Somit musste ein neuer Standort gefunden werden, der das Wegekreuz wieder zu seiner Funktion bringen bzw. zu einem Blickfang für den Ort erstrahlen lassen würde. In vielen Gesprächen mit der Verwaltung der Stadt Grevenbroich, den Firmen: RHEBAG –heute HYDRO-, Rheinbraun und RWE, dem Bergamt und dem Rhein-Kreis Neuss wurde schließlich einvernehmlich ein Standort gefunden, der dem Wegekreuz wieder zu seiner Funktion und zu einem Blickfang für alle Passanten verhelfen würde. Als neuer Standort sollte eine Freifläche an der rechten Seite der Auffahrt zur Vollrather Höhe (unweit des Allrather Friedhofes) genutzt werden können.
Der neue Brudermeister Willi Kremer konnte nun die Arbeiten fortführen und den vorgesehenen Standort zur Aufsetzung des Wegekreuzes herrichten. Auch hier wurde wieder in Eigenleistung der Sankt Sebastianus Bruderschaft und mit großzügiger Unterstützung örtlicher Unternehmen, nun ein sehr schöner Standort für das ‚alte‘ Wegekreuz erstellt. Am 27. Juni 2006 fand schließlich die Aufrichtung des Kreuzes statt. Die kurze Zeit später erfolgte Aufstellung einer Sitzbank, welche durch die Bruderschaft gestiftet wurde, machte den neuen Standort des Wegekreuzes schließlich zu einem besonderen Ort am Ortseingang von Allrath und am Fuße der Vollrather Höhe. Dieses Wegekreuz ist zwischenzeitlich auch Station der jährlichen Bittprozessionen.
Im Juni des Jahres 2013 restaurierte die Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath, unter Leitung des neuen Brudermeisters Ulrich Hassels, den Standort des Wegekreuzes und gestalteten die unmittelbare Umgebung des Kreuzstandortes neu (siehe Bild 3). Für das Jahr 2016 ist eine erneute Restaurierung zum Schutz und zur Erhaltung des Wegekreuzes vorgesehen.
Das Wegekreuz ist jetzt mit seiner angrenzenden Sitzbank nun auch ein beliebter Ort des Verweilens geworden, der sowohl einer besinnlichen, als auch einer allgemeinen Ruhepause genügend Platz bietet. Auch viele Radsportler, die zur Vollrather Höhe auffahren machen hier ebenfalls Rast, um sich für die anstrengende Auffahrt zu stärken. Tagtäglich nutzen viele Bewohner des Ortes Allrath bei ihren Spaziergängen um und durch den Ort und von und zur Vollrather Höhe diesen Platz zu einer willkommenden Rast auf ihrem Weg. Vielfach kann man auch Menschen beobachten, die am Kreuz verweilen und ein stilles Gebet sprechen!
Mit dieser Gesamtanlage konnte die Sankt Sebastianus Bruderschaft für den Ort Allrath einen shr schönen Platz schaffen, der allen zur Verfügung steht, jedoch mit einer kleinen Bitte seitens der Bruderschaft: „Bitte auf Sauberkeit achten!“. Leider muss auch hier immer wieder festgestellt werden, dass es Zeitgenossen gibt, die ihre Abfälle nicht in die eigens dafür bereitgestellte Tonne werfen, sondern einfach so in die Umgebung wegwerfen, da, wo es ihnen genehm ist und die Beseitigung gerne Anderen – nämlich der Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath 1533 e.V. – überlassen. Schade, dass es so etwas immer wieder gibt!
Eigentlich sollte dieser schöne Platz stets eine Augenweide sein und zum Verweilen einladen.

 

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Wegekreuz am neuen Standort Aufgang zur ‚Vollrather Höhe‘

Ist man müde „Gott sei Dank“ steht am Wege eine Bank 

Quellenverzeichnis:
Sankt Sebastianus Bruderschaft Allrath 1533 e.V.
Rolf Esser: Allrath – Geschichte(n) des Dorfes und seines Bürgerschützenvereins (Seite 154)
https://www.kartogiraffe.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Rheydt-Köln-Ehrenfeld 
https://www.wickipedia\Heinrich Friedrich August von Itzenplitz.de  
https://www.wickipedia\Maximilian Bertram Graf von Nesselrode–Ehreshoven.de
https://www.wickipedia\Albert von Maybach.de   
Schreiben Stadt Grevenbroich 31.07.1992