Kirche von 1792

Die Zuordnung von Barrenstein

Unser Nachbardorf Barrenstein, erstmalig 1273 in einer Urkunde des Grevenbroicher Grafen Heinrich von Kessel genannt, gehörte mit der 1495 errichteten Kapelle St. Nikolaus von ältesten Zeiten an kirchlich zur Pfarre Oekoven. Es wurde dann erst 1804 im Zuge der kirchlichen Neuorganisation durch die Franzosen aus dem Pfarrverband mit Oekoven gelöst und der Pfarrei Allrath zugeordnet. Zu den Verpflichtungen des Allrather Vikars gehörte dabei auch, die 1495 von Wolterus Kreips auf seiner Villa errichtete Kapelle zu bedienen und dort zweimal wöchentlich die hl. Messe zu lesen. Den Gottesdienst übernahm bis 1916 der Vikar von Allrath, danach sonntags ein Franziskanerpater aus Köln. Erst 1923 wurde die Kapellengemeinde Barrenstein nach mehreren Anträgen bei der Erzdiözese Köln zum Rektorat mit eigener Seelsorgerstelle erhoben, wobei die Vermögensverwaltung bei der Pfarre Allrath blieb. 1970 wurde in Barrenstein eine neue Kirche durch den Kölner Architekten Ludger Köster gebaut und 1973/74 die danebenliegende Kapelle renoviert.

Ein neues Pfarrhaus

Das heutige Pfarrhaus wurde 1845 auf Kosten der Gemeinde unter Pfarrer Hermann Joseph Pannenbecker errichtet, „der mit Mühe und Aufopferung den Bau geleitet, den Garten angelegt und bepflanzt und denselben mit eigenen Mitteln mit einer Mauer straßenwärts umgeben hat“. So berichtet Giersberg 1883 nach den Schilderungen des Allrather Vikars Hermann Joseph Heckhausen. Giersberg weiter: „Die Pfarräcker rühren höchstwahrscheinlich vom Stiftskapitel zu Jülich her. Sie lagen fortlaufend neben denjenigen Ländereien, welche drei Allrather Höfe – Claessen (jetzt Kruchen), Meller (jetzt Wahlers), Mehl (jetzt Schönen) – von jenem Kapitel in Zehntpacht hatten“.

Es gab auch damals nicht nur ehrliche Leute. So wird berichtet, dass in der Nacht vom 11. zum 12. Januar 1871 in die Allrather Kirche eingebrochen und „ein Ciborium und ein Krankenkreuz“ geraubt wurden. Das Ciborium war eine Schenkung der  Sankt-Sebastianus-Bruderschaft aus dem Jahre 1685. Man wusste sich jedoch bei der Beschaffung neuer Geräte  dadurch zu helfen, dass man  „durch einen Opfergang um den Altar“ die notwendigen Gelder besorgte.

1894 wurden zwei neue Seitenaltäre im Chor der Kirche aufgestellt und konsekriert, der auf linken Seite zu Ehren der Mutter Gottes, der auf der rechten Seite zu Ehren des heiligen Josef. 1902 wurde der barocke Hauptaltar aus der Kirche entfernt und ein neuer in romanischem Stil aufgestellt. Dieser wurde von Bildhauer Fink in Holz geschnitzt und am 4. Mai konsekriert.

Schon wieder abrissreif?

Die Erhaltung der Pfarrkirche machte der Gemeinde – nach nur ca. 120 Jahren, die erste Kirche hatte noch 675 Jahre „gehalten“ – große Sorgen, so dass man 1918 zu dem Entschluss kam, eine neue Kirche zu bauen. Dafür erwarb man für 15.000 Mark vom Besitzer Hermann Kieselstein und seiner Frau Katharina geb. Wahlers aus Düren den ehemaligen Wahlershof – zwischen Kurze Straße (heute „Am Schwanenhof“) und Marktplatz gelegen – samt den daraufstehenden Ruinen mit einer Größe von ca. 68 ar. Zum Bau einer neuen Kirche kam es trotz großer Schäden aufgrund der Auswirkungen des gerade beendeten Weltkrieges jedoch nicht. 1920 hatte sich der bauliche Zustand derartig verschlechtert, dass der Kirchenvorstand umfangreiche Reparaturen für unerlässlich hielt. Man beschloss sogar, den Turm, „der in gefahrdrohender Weise in der unteren Hälfte weiter auseinanderreißt“,  niederzulegen, weil man die Verantwortung nicht übernehmen wollte. Da  hierfür jedoch keine Genehmigung erteilt wurde, verzögerte sich die Renovierung des Turmes einschließlich des Kirchendaches sowie der  Kirche im Inneren bis 1922. Die allein für den Turm anfallenden Kosten beliefen sich auf 110.000 Mark, für die man Darlehen bei den Kirchengemeinden Gustorf, Neuenhausen und Neukirchen aufnahm. Um auch die übrigen Schäden finanzieren zu können, verkaufte man 1925 den 1918 erworbenen Kirchbauplatz wieder. Die Zivilgemeinde Allrath sicherte sich hiervon ein Grundstück von ca. 43 ar, auf dem sie im Jahr 1930 eine neue Volksschule baute. Die restlichen an der früheren Kurze Strasse (heute Am Schwanenhof) gelegenen Parzellen – insgesamt 25 ar – wurden an Christian Krahwinkel, Peter Weitz, Mathias Hilgers und Reiner Fühser verkauft, die darauf jeweils ein Wohnhaus mit der Nr. 6,8,10 und 12 errichteten.

Einem Bericht der Grevenbroicher Zeitung ist zu entnehmen, dass Pfarrer Joseph Feldmann aus Embken am 23. Januar 1926 zum neuen Pfarrer in Allrath ernannt wurde. Dort heißt es weiter: “Am 26. Januar 1926 folgte eine von den Lehrpersonen mit den Schulkindern und dem gemischten Chor veranstaltete Abschiedsfeier aus Anlass des Wegganges des hochwürdigen. Herrn Pfarrers Cöhnen. Zuerst trug der Chor aus der Glocke von Schiller “Zum Werke, das wir ernst bereiten“ vor. Nach dem Gedicht „Er ziehet zu neuen Schäflein fort“, vorgetragen von dem Schulkinde Helen Schlipper, hielt Herr Hauptlehrer Schürmann eine kernige Ansprache. Er legte u.a. dar, dass der Herr Pfarrer infolge seiner Anspruchslosigkeit darauf verzichtet habe, eine große Feier abzuhalten und lieber seinen Abschied nur im trauten Kreise der Schule und des gemischten Chores feiern wollte. Er warf einen Rückblick auf das Leben und Wirken des Pfarrers in der Gemeinde, besonders während der schweren Zeit des Krieges.“

Um 1930 wurde am Kirchturm die bis heute bestehende Uhr angebracht. 1936 beschloss der Kirchenvorstand den Kauf einer neuen Orgel, die 16 klingende Register mit elektrischer Traktur und einen drehbaren Spieltisch hatte. Mit dem Bau wurde die Orgelbaufirma von Josef Fabritius aus Düsseldorf-Kaiserswerth beauftragt, dessen Urgroßvater – damals noch in Grevenbroich wohnend –  bereits die alte Orgel von 1835 gebaut hatte.