Kirche von 1792

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Die zweite Kirche 

Neubaupläne nach sechs Jahrhunderten

Die Kirche befand sich nach mehr als 670 Jahren in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Gegen Ende des 18. Jh. wurde deshalb beim zuständigen Kapitel in Jülich der Bau einer neuen Kirche beantragt. Die zuständigen Gremien schwankten jedoch lange mit ihrer Entscheidung, da sich zur gleichen Zeit neben Allrath auch Gierath um einen Neubau bemühte. Noch 90 Jahre später erzählte man im Dorf mit Stolz und einer gewissen Schadenfreude – so schilderte Vikar Hermann Joseph Heckhausen es 1883 gegenüber Heinrich Hubert Giersberg –  dass der damalige Küster von Allrath – ein Christian Krey aus Königshoven, ehemals Schuster im Welchenberger Kloster – vorher Kenntnis von der Ankunft eines Canonicus von Jülich bekam. Schicksal – oder auch „gute Beziehungen“? Er soll dann vor dessen Ankunft den ohnehin schadhaften Turm fast ganz abgedeckt und das Gewölbe eingeschlagen haben, wodurch der Canonicus sich  veranlasst sah, seine Entscheidung zugunsten von Allrath zu treffen. Wie dem auch sei, diesem Ansinnen wurde schließlich die Genehmigung aus Düsseldorf durch Kurfürst Karl Theodor erteilt. Die Exekration (Entweihung) der Altäre fand am 21. Mai 1792 durch Pastor Peter Joseph Claessen statt.

Abriss und Neubau

Sofort danach wurde  mit der Niederlegung der alten Kirche von 1117 und dem Neubau begonnen, der bereits nach einem guten Jahr fertig war.  Es entstand laut Giersberg eine stillose Kirche  mit 3 Altären. Pfarrer Stöcker nennt sie in seiner Chronik  „barockähnlich“, an anderer Stelle wird sie als „wenig gelungener Neubau“ bezeichnet.

Paul Clemen beschreibt sie 1897 in „Kunstdenkmäler des Kreises Grevenbroich“ so:

„Plumper einschiffiger Backsteinbau mit vorgelegtem Westturm, im Lichten 18,95 m lang und 11,37 m breit. Der Westturm erhebt sich in 3 Geschossen und schließt mit einer barocken Schieferhaube ab. Die Eckverstärkungen bilden mit den flachen Stockwerkgesimsen viereckige Felder. Das Westportal wie die Rundfenster des Erdgeschosses sind neu. Außerdem sind nur noch ein paar Lichtspalten und im Oberstock an jeder Seite zwei Segmentbogenfenster vorhanden. Die Längsseiten des Baues sind ähnlich wie der Turm durch flache aus Lisenen und dem Dachgesimse gebildete Rahmen in Felder aufgeteilt. Das Innere ist ein flachgedeckter Saal ohne Besonderheit.“

Die Einweihung der Kirche wurde in den damaligen unruhigen Zeiten (bevorstehende Besetzung durch die Franzosen) von Pastor Peter Joseph Claessen vorgenommen statt wie sonst üblich durch einen Bischof. Dies muss erst im Jahr 1793 gemäß nachstehender Genehmigung des Kurfürsten geschehen sein. Darin heisst es:

“ Carl Theodor Churfürst etc.

Seine Churfürstliche Durchlaucht erteilen dem Verwalter Amts Boslar auf dessen Bericht vom 11. dieses, den Allrather Kirchenbau betreffend, in gnädigster Antwort, daß derselb, Einwendens ungehindert, dem gnädigsten Auftrag vom 26. November nächsten genügen solle. Düsseldorf, den 17. Dezember 1793.

Aus Irer Churfürstlichen Durchlaucht sonderbar gnädigstem Befehle

Unterschrift“

Der Hochaltar zu Ehren des heiligen Matthäus stammte laut Giersberg aus der Klosterkirche zu Grevenbroich, während Paul Clemen ihn dem  Kloster Welchenberg zuschreibt. Hiernach handelte es sich um einen Altar aus dem 18. Jh. mit barockem Säulenaufbau und einem Gemälde der Kreuzigung. Die Holzkanzel aus dem 18. Jh. mit Reliefs von Christus  und den Evangelisten gehörte dem Kloster Langwaden. Beide kamen aufgrund der 1802/03 von den Franzosen angeordneten Säkularisation, bei der alle Klöster aufgelöst wurden, nach Allrath. Welcher Hochaltar und welche Kanzel sich vorher in der ersten Kirche bereits hier befanden ist unbekannt. Zwei weitere Altäre wurden zu Ehren der Muttergottes und des heiligen Joseph errichtet, ebenso zwei Beichtstühle aus dem Kloster Welchenberg. Alle größeren Reparaturen konnten aus Überschüssen der Kirchenfabrik gedeckt werden, die Kosten einer 1835 eingebauten Orgel dagegen nur aus freiwilligen Beiträgen.

Der Zugang zur ersten Plattform des Turms in ca. 5 m Höhe erfolgte durch eine Tür von der Orgelbühne aus. Die Glockenseile hingen bis dort hinunter, von hier aus wurden die Glocken von den jungen Burschen zum Läuten gebracht, ein besonderer Spaß. Erst 1953 wurde eine elektrische Vorrichtung zum Bewegen der Glocken eingebaut, die der Küster bedienen musste.